Zurück zum kommunikativen Wohnen!

Nachbarschaftsgarten, Sommerfest und Catsitting: Seit einiger Zeit entwickelt sich im Ortolanweg in Buckow mehr nachbarschaftliches Miteinander. Das Konzept der Genossenschaftssiedlung, das „kommunikative Wohnen“, wird langsam aber sicher wieder mit Leben gefüllt. Dennoch beklagen sich einige der älteren Bewohner*innen: „Heute engagiert sich hier keiner mehr.“ Doch neue Mieter*innen sind vielleicht nur zu schüchtern, um sich einzubringen, bevorzugen andere Kommunikationskanäle oder sie wissen nichts von den Zielen und Möglichkeiten des genossenschaftlichen Wohnens.

 

Nachbarschaftsportale helfen weiter

Abhilfe und neue Kommunikationswege können Nachbarschaftsportale wie nebenan.de schaffen. In manchen Gegenden läuft das richtig gut. Im Nachbarkiez, dem Blumenviertel, werden zum Beispiel Hofflohmärkte über nebenan.de organisiert. Klingt nach Nordneukölln, Kreuzberg oder Friedrichshain? Mitnichten! Das Blumenviertel ist Vorstadtidylle pur. Wer hätte erwartet, dass dort eine digitale Plattform Menschen zusammenbringt? Ich nicht!

 

nebenan.de im Ortolanweg

In der Nachbarschaft „Am Ortolanweg“ sind die Aktivitäten auf der Plattform noch überschaubar. Doch auch hier hört man immer öfter Fragen wie „Kennst du dieses nebenan.de?“ oder „Hast du dich dort angemeldet?“ Eine meiner ersten Nachbarschaftsbegegnungen entstand durch die Suche eines Nachbars nach Umzugkartons über den Marktplatz der Plattform. Ich war froh, die Kartons sofort nach meinem Umzug loszuwerden, er konnte sie gut gebrauchen und dank nebenan.de mussten wir sie nur ein paar Meter weit über den gemeinsamen Kellerflur schleppen. An immerhin drei Briefkästen in meinem Haus kleben mittlerweile nebenan-Sticker, die Garten-AG hat über die Plattform ein Baumscheiben-Set gewonnen und neulich haben meine Nachbarin von gegenüber und ich aus der Hufeisensiedlung Steine für den Nachbarschaftsgarten abgeholt, die über die Plattform verschenkt wurden.

Jetzt endlich: der Lesetipp!

Im September 2018 haben die Gründer von nebenan.de das Buch „Ziemlich beste Nachbarn. Der Ratgeber für ein neues Miteinander“ veröffentlicht. Darin werden Ansätze der traditionellen Nachbarschaftshilfe, klassische Angebote von Stadtteilzentren und typische Formen des freiwilligen Engagements mit kreativen neuen Ideen zusammengebracht. Mit seinem ansprechenden Layout, mit seiner übersichtlichen Gliederung und mit seinen Interviews, Checklisten, Anleitungen, Tipps und Beispielen ist das Buch ein schönes Startpaket für alle, die ihre Nachbarschaft lebendiger gestalten wollen. Auch Fortgeschrittene finden noch die ein oder andere Anregung. Meinen Nachbarinnen und mir haben diese Aktionen besonders gut gefallen:

  • Motto-Rundgang durch die Nachbarschaft
  • das Treppenhaus für einen Tag in ein Café verwandeln
  • Walking Dinner: ein Drei-Gänge-Dinner in drei verschiedenen Wohnungen
  • Jung und alt erkunden gemeinsam die digitale Welt, im Januar geht’s los!
  • Bastelrunden, die Möbel für die neue DIY-Werkstatt sind schon bestellt!
  • Lebendiger Adventskalender: Nachbarschaftsziel 2018 2019

Sehr lesenswert ist auch das nebenan-Magazin als „Wegweiser für mehr Nachbarschaft“. Einen ähnlichen Ansatz wie nebenan.de verfolgen unter anderem auch Nextdoor oder Wir von hier, für die ich neulich Rede und Antwort zu den Engagementgeschichten stehen durfte. In den letzten Jahren haben sich Nachbarschaftsportale so stark verbreitet und blieben zugleich so unerforscht, dass der Bundesverband für Stadtentwicklung und Wohnen (vhw) die wissenschaftliche Untersuchung „Vernetzte Nachbarn“ in Auftrag gegeben hat. Die Zusammenfassung der Ergebnisse könnt ihr hier nachlesen. Wer es genauer wissen möchte, lese die gesamte Studie (April 2018) von Franziska Schreiber und Hannah Göppert „Wandel von Nachbarschaft in Zeiten digitaler Vernetzung. Explorationsstudie zur Wirkung digitaler Medien mit lokalem Bezug auf sozialen Zusammenhalt und lokale Teilhabe in Quartieren.“ (PDF)

Lesetipp: „Ziemlich beste Nachbarn. Der Ratgeber für ein neues Miteinander“
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