Dienstagmorgen, 9 Uhr, ein wichtiger Termin steht an, ich will nur eben etwas von der Nachbarin gegenüber ausleihen, da schlägt die Wohnungstür zu, der Schlüssel liegt in der Wohnung, nichts dabei außer Bluse, Rock und Strumpfhosen. Oh Schreck, was nun?

Nun helfen die Nachbarinnen und Nachbarn mit Notfallhandtasche und Kletterpartie!

 

Notfallhandtasche und viele Telefonate

Los geht’s mit der Nachbarin, die mir trotz Homeoffice-Tag Unterschlupf gewährt, per Handy mit dem Paar aus dem Erdgeschoss telefoniert, das meinen Zweitschlüssel hat, und mir ihr Festnetztelefon für weitere Anrufe überlässt. Außerdem packt sie mir eine Handtasche für den Termin zusammen: Block, Stift, Portemonnaie und Geld fürs U-Bahnticket.

Weiter geht’s mit eben diesem Paar, das zwar weit entfernt in Büros in Steglitz und Mitte sitzt, aber dafür versucht, den eigenen Ersatzschlüssel zu organisieren, damit ich wiederum aus seiner Wohnung meinen Schlüssel holen kann. Allerdings klappt das nicht, also verspricht der Nachbar, möglichst früh nach Hause zu kommen.

 

Chance oder Herausforderung: offene Balkontür

Ausgestattet mit der Notfallhandtasche mache ich mich zu meinem Termin auf, Schuhe stehen hier im Haus ja zum Glück vor der Tür. Von draußen entdecke ich, dass meine Balkontür aufsteht. Gleich ist die Sorge um die alte, aber abenteuerlustige Katze, die schon mehrfach über den Balkon entwischt ist, groß. Ich hoffe auf die allgemeine Schlafbedürftigkeit der alten Dame.

Zurück vom Termin sind immer noch mehrere Stunden totzuschlagen, bis der Nachbar mit dem Schlüssel kommt. Die offene Balkontür verleitet zu der Idee, über den benachbarten Balkon in die Wohnung zu klettern. Allerdings: Die direkten Nachbar*innen sind alle unterwegs. Also loten die Nachbarin von gegenüber und ich aus, ob es möglich ist, über gleich zwei Balkone hinüber zu meiner Wohnung zu kommen. Schnell kommen wir zu dem Schluss: Die Brüstung ist zu gefährlich, ich bin zu ungelenkig. Ich gehe erst einmal im Nachbarschaftsgarten gießen, treffe dort auf eine andere Nachbarin und sogleich wird auch ihr Balkon auf Überkletterbarkeit überprüft. Doch auch hier gilt: zu wackelig.

Also zurück in die Wohnung gegenüber. Ich darf im Kinderzimmer Serien schauen, beim Kochen zugucken und klopfe zwischendurch immer wieder an meine Wohnungstür, damit die mittlerweile hungrige Katze erwartungsvoll vor der Wohnungstür maunzt, statt auf dumme Gedanken zu kommen und eine Tour über die Balkone zu wagen.

 

Jetzt wird’s abenteuerlich

Irgendwann kommt das Mädchen von gegenüber aus der Schule nach Hause und dann wird’s abenteuerlich. Als das Ehepaar, das direkt neben mir wohnt, zurück ist, dürfen wir allesamt durch die Wohnung zum Balkon tapern. Der Nachbar klettert mit der Zwölfjährigen auf einen Balkonschrank und lässt sie über den Balkontrenner – als ehemaliger Feuerwehrmann ganz fachmännisch – nach unten auf meinen Balkon in die Tomatenpflanzen gleiten. Sie huscht schnell durch meine Wohnung, gibt der Katze noch ein paar Streicheleinheiten und öffnet die Tür!

Danke an alle, die mitgeholfen, mitgedacht und mich in ihre Wohnungen gelassen haben!

Ausgesperrt – und alle helfen mit!
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2 Kommentare zu „Ausgesperrt – und alle helfen mit!

  • 12. September 2018 um 14:29 Uhr
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    Das mit der Ungelenkigkeit hast Du gesagt. Notfallhilfe gerne jederzeit wieder. Schöner Bericht!

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    • 12. September 2018 um 14:31 Uhr
      Permalink

      Naja, um ganz ehrlich zu sein, hab ich „Das trau ich mich nicht“ gesagt 😀 Und danke auch auf diesem Wege noch einmal!

      Antworten

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