Statt guter Vorsätze gibt’s bei mir für 2019 ein Jahresmotto: Stibitzt von einem hübschen Plakat der Schweizerischen Bundesbahnen heißt es für mich im nächsten Jahr: „Die Kluge fährt im Zuge“. Und das ziemlich oft. Für den Digital-Kompass stehen viele Besuche bei neuen Standorten an: um zu erklären, wie Digitale Stammtische funktionieren, um Workshops anzubieten oder um selbst etwas bei Computerkursen und Smartphone-Fragestunden dazuzulernen. Zunächst geht es dafür nach Wangen im Allgäu, nach Neu-Schloen an der Müritz, nach Bleicherode im Südharz und nach Berlin Marzahn-Hellersdorf. Später nach Würzburg, nach Wanzleben und nach Memmingen. Insgesamt kommen 25 Standorte zusammen, die ich dabei unterstützen darf, Senior*innen fürs Netz zu begeistern, 25 weitere werde ich zumindest einmal vor Ort besuchen.
Bahnfamilie
Als Bahnerkind aufgewachsen, bin ich seit jeher häufiges Zugfahren gewohnt. Noch heute arbeiten zwei Familienmitglieder für die Deutsche Bahn und an Weihnachten blätterte ich am längsten in den Geschenken mit Bahnbezug: im Kalender „Bahnsinn“ für Pendler und in einem Buch mit dem Titel „101 Dinge, die ein Eisenbahnliebhaber wissen muss“.
Zwei Missgeschicke mit der Bahn
Auch einigermaßen geübten Bahnfahrerinnen passieren Missgeschicke. Für viele familiäre und kollegiale Lacher sorgten diese beiden:
In Kassel-Wilhelmshöhe stieg ich wie schon so oft, also eigentlich ganz routiniert, eines späteren Abends in den Regionalzug ans Ziel meiner Fahrt, Bad Hersfeld, um. Als der erste unbekannte Zwischenhaltbahnhof angesagt wurde, vermutete ich noch eine Streckenumleitung, beim zweiten wurde mir langsam klar: Ich sitze im falschen Zug! Also stieg ich am dritten Bahnhof oder treffender gesagt Haltepunkt aus, um wieder nach Kassel zurückzufahren. In, wie ich auf dem Bahnhofsschild entzifferte, Wolfershausen musste ich allerdings mit Blick auf den sehr übersichtlichen Fahrplan feststellen, dass ich im letzten Zug des Tages gesessen hatte. Mein Handy hatte keinen Empfang. Rundherum gab es außer Bahnschienen nur eine Bank, ein Wartehäuschen und eine dunkle Landstraße. Ich war also in einem 750-Seelen-Dorf gestrandet. Zum Glück fand ich nach einigem Suchen eine Telefonzelle und musste meine Mutter bitten, mich aus dem rund 60 km entfernten Bad Hersfeld mit dem Auto abzuholen.
Das zweite Missgeschick begann nach einem zweitägigen spannenden, aber auch anstrengenden Seminar in Hannover. Erschöpft und bepackt mit Reisetasche, Moderationskoffer und zusammengerollten Flipchartbögen sollte es mit meiner Kollegin zurück nach Berlin gehen. Am von Messegästen völlig überfüllten Bahnsteig strömten alle Wartenden in den eingefahrenen Zug hinein, so dass wir der Masse einfach folgten. Im Zug war ich so vertieft in mein Rätselheft, dass ich erst bei der Durchsage „Nächster Halt Bielefeld“ (statt Wolfsburg) merkte: Falsche Richtung!
Zuglektüre und mehr
2019 nehme ich mir vor, auch in meiner Freizeit mehr mit der Bahn zu reisen. Deswegen liegen auf meinem Stapel ungelesener Bücher nun Reiseführer „vom Alpenrand zur Waterkant“ und schwere Bildbände über Bahnstrecken in Deutschland. Für die Zugfahrten wartet im E-Book-Reader leichtere Kost wie „Tausche Bahncard gegen Wohnung“ oder „Gebrauchsanweisung für die Deutsche Bahn“. Meine Lesezeichen im Browser verweisen auf Artikel wie „9 Bahnstrecken mit Wow-Effekt“, „Glück auf Schienen. Bayerns schönste Bahnstrecken“, „Die schönsten Bahnstrecken in Deutschland“ oder Forumseinträge beim ICE-Treff. Angeregt unter anderem durch den Beitrag „Sieben Songs, auf die Sie beim Bahnfahren nicht verzichten können“ bastele ich an einer Playlist mit Songs rund ums Bahnfahren. Im Smartphone sind Hörbücher mit historischen Reiseberichten von Heinrich Heine und Mark Twain gespeichert und die Ausflug-App der Deutschen Bahn ist installiert. Auf dem Notebook warten „Mord im Orientexpress“, „Snowpiercer“ und „Darjeeling Limited“ darauf, noch einmal angeschaut zu werden. Zwischendurch wird aber bestimmt auch die ein oder andere Zuggeschichte gebloggt und viel aus dem Fenster geschaut. Vorfreude!