Mal mehr, mal weniger witzig: Zur WM gehen wieder zahlreiche Bullshit-Bingo-Varianten herum. Im Ortolanweg wurde dagegen an einem Freitagabend im Juni ganz klassisches Bingo gezockt. Beim Sommerfest der Siedlung am 18. August soll es neben Hüpfburg für die Kleinen auch Bingo für die Großen geben. Damit beim Fest alles glatt läuft, wurde eine Übungsrunde fürs Festkomitee eingelegt. Wer wäre als kritisches Publikum besser geeignet als die eingespielte Bingotruppe der Seniorenwohnanlage?

 

Bingo-Varianten

Für mich neu: Es gibt erstaunlich viele Bingo-Varianten: Mit Joker, ohne Joker. Zahlen ankreuzen oder Plättchen legen. Die Bingokarte einmal oder mehrmals nutzen. Reihen festlegen oder nicht. All das muss vor Spielbeginn klar und deutlich festgelegt werden, damit beim Spielen keine Unruhe aufkommt. Beim Testbingo waren 13 Senior*innen am Start, vier Runden wurden gespielt:
Runde 1: „eine Reihe quer“ – Bingo!
Runde 2: „eine Reihe runter“ – Bingo!
Runde 3: „eine diagonale Reihe“ – Bingo!
Runde 4: „die mittlere Reihe quer“ – Bingo!

 

Bedeutsame Zahlen

Für Moderatorin Nancy war es das erste Mal. Zur Auflockerung und damit ihr selbst beim Zahlenvorlesen nicht langweilig wird, kommentierte sie die einzelnen Zahlen: „7 Jahre in Tibet, guter Film.“ „Mit 16 darf man Mofa fahren.“ „In Ihrer Generation war man erst mit 21 volljährig.“ „Meine Kollegin ist gerade mit 65 in Rente gegangen“.  Zwischendurch gab es ein paar persönliche Zahlen-Anekdoten und eine Gesangseinlage „Mit 66 Jahren“. Ab und an war ein Kichern aus dem Publikum zu hören, ansonsten herrschte unter den Spieler*innen konzentrierte Stille. Angeregt durch die freundliche Moderation nahm ich mir vor, für diesen Beitrag 75 Sätze zu 75 Bingozahlen zu verfassen und machte während der Bingorunden erste Notizen. Allerdings bin ich dafür jetzt nicht mehr in Stimmung.

 

Verstörung

„45 war ein schlechtes Jahr“ lautete nämlich eine der wenigen, aber umso verstörenderen Reaktionen aus dem Publikum. Was? Wie ist das gemeint? Vielleicht habe ich mich verhört, etwas falsch verstanden oder lege zuviel Bedeutung in den Satz. Eine Runde später tönt es dann aber aus der gleichen Ecke „33 war ein gutes Jahr“. Wie bitte?! Also doch Bullshit auch an diesem Abend. Niemand ging darauf ein, auch ich wusste nicht wie, der Abend ging seinen gemächlichen Gang weiter. Bei mir aber bleibt ein schales Gefühl und Ratlosigkeit zurück: Wie reagiert man auf so etwas richtig? Entrüstung zeigen? Kritik äußern? Nachfragen? Ignorieren?

Statt Bullshit Bingo mal ganz klassisch!
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