Fledermäuse in der Zitadelle Spandau, Biber im Tiergarten, Radtour durchs grüne Neukölln, Kräuterspaziergang in Britz: Ich habe einen fantastischen Langen Tag der StadtNatur verbracht. Dieses Jahr durfte ich mit Ehrenkarte bei dem Naturfestival dabei sein. Die Freikarte gab es als Anerkennung für mein Kurzzeitengagement für die Stiftung Naturschutz Berlin neulich bei einer Versandaktion und vergangenes Wochenende bei den Fledermaus-Führungen in der Zitadelle Spandau.

 

Fledermäuse in der Zitadelle Spandau

Gut gebrieft durch Freiwilligenkoordinatorin Julia vom Team des Langen Tags der StadtNatur und mit 25 Audioguides in der Tasche fuhr ich am Freitagnachmittag einmal mit der U 7 quer unter ganz Berlin hindurch von Britz-Süd bis zur Zitadelle Spandau. Meine Aufgabe: Bei vier Führungen des Berliner Artenschutz Teams (BAT e.V.) zu den Fledermausquartieren in der Zitadelle Spandau Audioguides verteilen, erklären und einsammeln.

Bei meiner Ankunft wurde im Fledermauskeller gelacht, gespielt, gequitscht und gebastelt. Das ehrenamtliche BAT-Team bietet nämlich neben Artenschutz und Führungen durch die Gewölbe der Zitadelle auch Geburtstagsfeiern rund um die Fledermaus an! Meistens kommen Kindergruppen, aber es wurden auch schon Feiern für Erwachsene, oft mit Hang zu Gothic, ausgerichtet.

Auch draußen war es wuselig und voller Menschen, die die Zitadelle besichtigen oder den zeitgleich stattfindenden Nachtmarkt besuchen wollten. Die Gäste der Langen Tag der StadtNatur mussten sich daher bei ihrem Weg zum Fledermauskeller gleich an zwei Kassen und Kontrollen vorbeischlängeln. Gar nicht so einfach bei dem ganzen Trubel, von daher bestand mein Ehrenamt spontan auch daraus, die Teilnehmenden an den verschiedenen möglichen Wartepunkten zusammenzusammeln und zu den Fledermausexpert*innen zu bringen.

Beim Auseinanderfriemeln des Kabelsalats aus 25 Kopfhörern und Umhängebändern erzählten mir die ehrenamtlichen Artenschützer noch mehr von ihrer Arbeit und ich habe mir fest vorgenommen, dem Fledermauskeller wieder einen Besuch abzustatten, wenn die herbstliche Schwärmphase der Fledermäuse beginnt.

Übrigens: Das Berliner Artenschutz Team hat 2018 den Berliner Tierschutzpreis erhalten. Herzlichen Glückwunsch!

 

Biber im Tiergarten

Besonders spannende Veranstaltungen des Langen Tags der StadtNatur finden oft am späten Abend oder am frühen Morgen statt. Heißt also wenig Schlaf! Um am Samstagmorgen pünktlich um vier Uhr morgens im Tiergarten Biber zu beobachten, hieß es daher für mich, um 3.17 Uhr in den Bus zu steigen. Das frühe Aufstehen hatte sich bereits beim Eintreten in den Park gelohnt: Eine Gruppe Kaninchen hoppelte ohne jegliche Scheu quer über die Parkwege und ließ sich von unserer 12-köpfigen Runde nicht im Geringsten stören. An der Biberbeobachtungsstelle angekommen mussten wir nicht allzu lange warten, bis die Biber-Expertin Anja Wolter vom NABU Friedrichshain-Kreuzberg leise rief: „Da schwimmt einer!“ In den eineinhalb folgenden Stunden waren dann immer wieder Biber im Wasser zu sehen. Zwischendurch hörten wir uns die Nagegeräusche eines Bibers von Band an, inspizierten einen Biberkiefer und säuberlich abgenagte Äste. Wir sichteten Mandarinenten, Reiherenten und Kanadagänse und trafen zufällig auf Fischer Klaus Hidde, der im Tiergarten und im Britzer Garten Sumpfkrebse fängt. Ich hörte zum ersten Mal das Rufen eines Fuchses, sah eine Ringelnatter übers Wasser zischen und lernte von einer Teilnehmerin, dass im Tiergarten Taschentuchbäume stehen, deren Blüte man unbedingt einmal anschauen sollte.

 

Der grüne Süden Neuköllns

„Das ist also das grüne Neukölln. Grüner geht’s gar nicht!“ erläuterte Tourguide Günter Melitz am Samstagmittag irgendwo zwischen Rudow und Britz. Damit hat er Recht und deshalb wohne ich seit Herbst 2016 in Buckow. Seitdem fahre ich täglich mit dem Rad durch Neuköllns grünen Süden. Trotzdem hatte ich mich beim Langen Tag der Stadtnatur für die „Fahrt durch vier Dörfer“ angemeldet und entdeckte dabei tatsächlich einige neue Radwege in meiner Umgebung. In einer 27 km langen Rundtour ging es zunächst vom S-Bahnhof Schichauweg über den Mauerweg ins brandenburgische Großziethen. Gleich drei Orte dort erinnerten mich an drei Nachbarinnen aus meiner Garten-AG: Jutta pflegt ein Tortenstück vom Bauerngarten Mette, auf einem der Pferdehöfe lernt Josephina das Reiten und ihre Mutter Vicky empfiehlt das Eiscafé Moinmoin. Wenn das nicht drei Anlässe für einen Nachbarschaftsausflug nach Großziethen sind! Die Radtour führte über das Rudower Fließ an Kleingartenkolonien vorbei zur Dorfkirche (samt zahlreichen Bienenkästen!), zum Gutshof und zum Schloß Britz. Nach einer kurzen Pause auf dem Kirchplatz setzten wir die Strecke fort, passierten sowohl den Britzer Garten als auch die Britzer Mühle und erreichten bald die alte Dorfkirche samt Dorfteich von Buckow, den Endpunkt des offiziellen Teils der Tour.

 

Kräuter im Britzer Garten

Der Kräuterundgang mit Manuela Wächter vom Freilandlabor Britz war zunächst nur mein Plan B, weil die Zeit zu knapp war, um zur naturkundlichen Dampferfahrt nach Tegel zu fahren. Plan B erwies sich dann aber als ein Glücksgriff: Nach einer Teeverkostung und Riech- und Fühlproben mit getrockneten Kräutern gab es Literaturtipps und eine kleine Einführung zu Heilpflanzen, der „Apotheke der Natur“. Beim Spaziergang durch den Britzer Garten konnten wir Teilnehmenden Lindenknospen, Brennesselblüten und die Früchte der Felsenbirne probieren. Wer sich traute, Spitzwegerich zu kosten, stellte fest: Er schmeckt erst nussig, dann nach Champignons. Wir schnupperten am herrlich duftenden Labkraut und am Mädesüß, dem „Aspirin der Wiesen“, hörten etwas zur Entstehungsgeschichte des Wortes „(Kräuter)hexe“ und bekamen ein Rezept für einen Tee gegen Frühjahrsmüdigkeit (Birke, Löwenzahn, Brennessel, Schachtelhalm).

Die Tour rief erstaunte und begeisterte Reaktionen hervor: „Donnerwetter!“, „Das gefällt mir!“, „Riecht das schön!“, „Lecker!“ und immer wieder „Hmmmmmmm!“.

Für einen Besuch der Ausstellung über Papier im hübschen Pavillon des Freilandlabors war ich nach dem langen Tag zu erschöpft. Das wird aber gleich am kommenden Wochenende vor meinem Kurs „Von Kräuterspirale, Hochbeet und Trockenmauer“ in der Ökolaube des Freilandlabors nachgeholt.

Zukunftspläne

  • gleich nächste Woche: Ausstellungsbesuch im Freilandlabor Britz
  • Sommer 2018: Nachbarschaftsausflug nach Großziethen
  • Herbst 2018: Besuch im Fledermauskeller und Führung durch die Gewölbe der Zitadelle Spandau
  • Mai 2019: Taschentuchbäume im Tiergarten suchen
  • 25./26. Mai 2019: Langer Tag der StadtNatur 2019!
Fledermäuse, Biber, grünes Neukölln, Kräuter: Mein langer Tag der StadtNatur!

2 Kommentare zu „Fledermäuse, Biber, grünes Neukölln, Kräuter: Mein langer Tag der StadtNatur!

  • 19. Juni 2018 um 4:46 Uhr
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    Was für ein toller Bericht. Vielen lieben Dank! Macht Lust auf mehr Stadt Natur. Toll – so ein vielfältiges Angebot mitten in Berlin!

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    • 19. Juni 2018 um 6:35 Uhr
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      Dankeschön. Der Lange Tag der StadtNatur ist so eine tolle Veranstaltung. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr!

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