Masscards

Masscards

Irland ist tatsaechlich durch und durch katholisch. Eine der ersten Fragen, die man hier von den Elderly gestellt bekommt ist die, ob man katholisch sei. Ich weiss nicht, ob es hier um die gleichen Riten handelt wie in Deutschland, fuer mich ist das jedenfalls alles sehr ungewohnt: Heute musste ich Karten fuer eine Trauerfeier besorgen. Das war schwieriger als ich dachte, obwohl mir Niamh noch erklaerte “masscards, not a whole mass”. Mein erster Anlaufpunkt war der Churchshop (sic!) um die Ecke. Nachdem ich feststellen musste, dass “masscard” nicht die Uebersetzung von “Trauerkarte” ist, sondern es masscards fuer die verschiedensten Gelegenheiten gibt und ich nicht einschaetzen konnte, um welche Angelegenheit es sich handelt, wenn man eine Karte mit dem Text “in deepest sympathy” ueberreicht, entschloss ich mich, doch lieber in eine Schreibwarenabteilung zu gehen. Dort stellte ich dann fest, dass die “deepest sympathy”-Karten sowohl unter der Kategorie Rest In Peace als auch Friendship eingeordnet sind. Sehr verwirrend.

Daytrip Locke’s Destillery – Tullamore

Daytrip Locke’s Destillery – Tullamore

Der heutige Tagesausflug fuehrte uns zu “Locke’s Destillery”, einer kleinen ehemaligen Whiskeybrennerei, die nun als Museum genutzt wird. Nach einer eineinhalb Stunden andauernden Busfahrt mit 44 reiselustigen Elderly (so also muessen sich Lehrer auf einer Klassenfahrte fuehlen) erreichten wir die Destillery. Die Fuehrung durch die Anlage wurde stark gekuerzt, da die meisten der Elderly keine schmalen Holztreppen mehr nuetzen koennen, die dort zahlreich vorhanden waren, und ueberhaupt vielmehr ungeduldig auf die versprochenen Whiskeyproben bzw. Tea and Scones warteten als den Ausfuehrungen der Tourguides zuzuhoeren. Ich habe inhaltlich ebenfalls so gut wie nichts mitbekommen, da ich auf zwei scatterbrained (neue Vokabel!) ladies aufpassen musste. Nachdem die meisten zunaechst behaupteten, Whiskey habe nie eine grosse Rolle in ihrem Leben gespielt, fand die anschliessende Whiskeyprobe erstaunlich viel Interesse. Mit sieben Whiskeys hat eine Frau die meisten Kostproben zu sich genommen (ungeachtet der zusätzlichen abendlichen Bestellungen beim Dinner).

St. James

St. James

Mein erster Einsatz ausserhalb des Bueros fand im St. James Krankenhaus statt. Um Geld fuer den Verein zu sparen, habe ich den Weg zu Fuss zurueck gelegt statt den Bus zu nutzen. Paula hatte mir zuvor einen kleinen Plan vom Krankenhaus aufgezeichnet, was ich zunächst zwar als nette, aber doch nicht notwendige Freundlichkeit befand. Als ich aber nach vierzig Minuten Fussweg am Ufer des Liffey entlang endlich das Krankenhaus erreicht hatte, wurde ich eines Besseren belehrt. Das Krankenhaus – oder besser gesagt die Krankenhausanlage – erwies sich als ein riesiges Gelaende bestehend aus mehreren Hospitals (1-7), Junctions (1-6), universitaeren Einrichtungen, Day Centres fuer die an den verschiedensten Krankheiten leidenden Patienten, Privatkliniken, mehrere Bushaltestellen, Social Work – Offices (die „leider“ sehr gute Arbeit leisten und mir, da das KH zu meiner Area gehoert – mittlerweile schon fuenf “new referals” beschert hat, obwohl ich bisher gerade mal vier von meinen 38 Elderly kenne) etc.

Wicklow Mountains – Glendalough 

Wicklow Mountains – Glendalough 

In den Wicklow Mountains kann man wunderschoene Eindruecke von Wasserfaellen und Seen vor steilen Bergwaenden gewinnen, ich dachte manches Mal, gleich springt eine irische Ronja Raeubertochter ueber die grossen Kieselsteine in den Fluessen. Die holprige Fahrt ueber die engen Serpentinen, die so manches mal, nachdem man ein gutes Stueck Richtung “top of the hill” geschafft hat, wieder steil nach unten fuehren koennen, erinnerte manchmal unangenehm an eine Fahrt in der Achterbahn. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Wicklow Mountains sind weniger ein Gebirge als eine Huegellandschaft. Alles ist noch gruen bewachsen, kein blanker Felsen also, und tatsaechlich habe ich noch nie so viele verschiedene Gruentoene gesehen wie hier.

Family Day 

Family Day 

Der Abschied von Paula war traurig, schade, dass wir hier nicht zu viert weiter arbeiten koennen. Aber der Alltag geht weiter: Heute erstes Telefonat auf Englisch. Zumindest habe ich alles verstanden – bis auf einen Stadtteilsnamen von Dublin: „Rathfarnham“, wie ich durch die Google-Recherche erfahren habe. Heute abend muss ich mir noch ein paar Phrasen fuer Telefonate zurechtlegen, denn morgen werden sicher einige Anrufe auf meine Briefe folgen. Eventuell werden wir einen Newsletter erstellen, eigentlich bin ich sehr daran interessiert, fuer diesen verantwortlich zu sein, aber da bin ich leider nicht allein. Ansonsten haben wir hier mit den Altersschwaechen des Hauses zu kaempfen. Die Dusche leckt, die Leuchtroehren in er Kueche geben ihren Geist auf. Dadurch musste ich im Dunklen den Pizzateig kneten. Heute war naemlich unser erster neugegruendete „Family Day“. Heute war Julies Tag samt homemade Pizza und ich habe ihr ein bisschen beim Teig geholfen.

Early bird – Sprachbarrieren

Early bird – Sprachbarrieren

Heute trete ich ganz freiwillig in H. Fusstapfen und bin eine Fruehaufsteherin, ein early bird… Wahrscheinlich liegt dies daran, dass ich beim heutigen Wednesday Club beim Empfang eingeteilt bin. Und es ist wahrlich nicht einfach, bis zu 70-80 Elderly mit starkem irischen Akzent zu begruessen, ihre oft irisch-gaelischen Namen zu verstehen und dann noch Geld fuer den Tagesausflug am kommenden Dienstag einzusammeln, insbesondere, da die Teilnehmer in Raten zahlen duerfen, was natuerlich fuer die Elderly sehr gut ist, fuer unbeholfene, radebrechende Neulinge weniger… Natuerlich gibts auch die typischen Beschwerden, warum denn die Person mit darf, obwohl man doch selbst viel regelmaessiger zum Club kommt.

Normaler Arbeitstag 

Normaler Arbeitstag 

Endlich habe ich meinen – ehemals Paulas – Schreibtisch aufgeraeumt und gewinne langsam einen Ueberblick ueber die Akten. Nicht dass ich besonders ordentlich waere, aber wenn schon Unordnung, dann wenigstens meine eigene. Der Welcome letter ist geschrieben und ab morgen werden dann wohl die ersten Elderly fuer mich anrufen. Ich bin ein wenig unzufrieden: Eigentlich wollte ich heute waschen, aber das Waschpulver ist verbraucht )-:. Das muss ich dann morgen noch zusaetzlich beim Grosseinkauf fuer den Wednesdayclub mitbringen. Wahrscheinlich ist es tatsaechlich angebracht, den Trolley [2023: Hackenporsche, den ich anfangs vermieden habe] zu nutzen.

Meer gesehen 

Meer gesehen 

Heute nachmittag bin ich mit Niamh mitgefahren in den Vorort Dublins, in dem sie lebt, weil ich dort einen Termin mit ihrer Aerztin hatte, die meinen Antrag auf meine Medical Card unterschrieben hat. Eine sehr angenehme Praxis und die Aerztin wirkt so freundlich, dass selbst ich eventuell ihre Praxis aufsuchen werde, falls ich erkranken sollte. Da das Wetter heute fantastisch ist, bin ich noch eine Weile durch einen Park gelaufen und konnte das Meer sehen. Herrlich! Zum Strand war es leider zu weit, aber das werde ich nachholen. Es roch nach Wasser, Fischen, Hafen und ich bilde mir ein, dass ich nach dem Warten auf die Bahn auch Salz auf der Haut schmecken konnte.