Neu Schloen, das ist ein winziger Ort im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, acht Kilometer entfernt von Waren an der Müritz. Seit Jahren plane ich einen Tagesausflug samt Radtour und Schifffahrt in das kleine Heilbad, doch immer kam etwas dazwischen. In den nächsten zwei Jahren wird es dafür nun öfter dazu kommen, denn ich darf für den Digital-Kompass die Schloener Online-Füchse betreuen. Um zu ihnen zu gelangen, wird immer ein Zwischenstopp in Waren notwendig sein.

 

Aus dem Zugfenster entdeckt: Der Verstehbahnhof

Am 24. April besuchte ich zum ersten Mal die Online-Füchse im Gutshaus Neu Schloen, die Eröffnung als Digital-Kompass Standort stand an. Noch in Brandenburg erstaunte mich zunächst der Bahnhof von Fürstenberg (Havel). Am Bahnsteig stehen ein Buchregal, Palettenmöbel und Hochbeete. Nachmittags las eine Frau in einer Hängematte direkt neben den Gleisen ein Buch. Sofort recherchierte ich auf dem Smartphone, dass es sich um ein privat finanziertes Projekt handelt, den Fürstenbergbahnhof mit dem Motto: „Wir verstehen Bahnhof“ samt Fahrradverleih, Holzwerkstatt, Bahnhofsgarten, Gästezimmern und dem Makerspace und Veranstaltungsort Verstehbahnhof. Je näher dann die Mecklenburgische Seenplatte rückte, desto grüner und weitläufiger wurden die Wiesen, Wälder und Felder, durch die der Regionalzug rauschte. Hier und da blitzte ein See hervor und in Kratzeburg wäre ich gern ausgestiegen, um die Gegend zu erkunden. Vielleicht beim nächsten Mal. In Waren angekommen musste ich wie beim Digital-Kompass Standort im thüringischen Bleicherode mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt werden: es fahren kaum Busse in die ländliche Umgebung.

Preisgekrönte Online-Füchse

Die Schloener Online-Füchse sind Leuchtturm der BAGSO 2018, Preisträger des Goldenen Internetpreises 2017, Finalisten der Google Impact Challenge 2016, also preisgekrönte Vorreiter, wenn es um das Thema Digitalisierung und Alter geht. Koordinator Klaus Heidrich ist Netzwerker durch und durch. Telefoniert man mit Seniorenbeiräten in Stendal oder Internetlotsen in Greifswald: Die Online-Füchse sind längst weit über die Mecklenburger Seenplatte hinaus bekannt. Für seine Online-Füchse hat er eine 100 Mbit/s-Verbindung erkämpft. Nun können sie sich auch digital noch besser vernetzen. Im Laufe des Tages stellte sich außerdem heraus: Bei der Trägerorganisation der Online-Füchse, Humanitas Müritz e.V., wurden sogar Kontakte bis nach Russland und Kasachstan geknüpft. Es lag also mehr als nahe, dass die Schloener Online-Füchse zum ersten Standort des Digital-Kompass in Mecklenburg-Vorpommern ernannt wurden.

Durchgetaktet und startklar!

Koordinator Klaus Heidrich hatte den Tag der Eröffnung gut durchgetaktet: Ich kam morgens um halb neun am Bahnhof an, eine Kollegin aus Rostock, Sabrina Wolff vom Europäischen Integrationszentrum, musste eine Stunde später, um halb zehn, abgeholt werden. Während der Wartezeit kauften wir die letzten Zutaten für den mittäglichen Imbiss und machten eine kurze Besichtigungsrunde durch Waren: am Müritzeum vorbei, zum Hafen an der Binnenmüritz, zum Schiffsschraubenwerk und einmal durch das Wohngebiet Papenberg. Während der Fahrt zu dritt nach Neu Schloen schwärmte Klaus Heidrich von der Gegend, empfahl eine Ferienwohnung in Oberschloen und gab Ausflugstipps. Am zentral am Dorfanger gelegenen Gutshaus angekommen, war alles bestens vorbereitet: Die Technik war aufgebaut, Broschüren und Flyer ausgelegt und zwei Frauen schmierten Brötchen.

Offenheit, Austausch und Herzlichkeit werden groß geschrieben

Nach und nach trafen auch die Schloener Online-Füchse ein. Viele von ihnen kannte ich bereits. Die Füchse sind nämlich nicht nur digital viel unterwegs. Die muntere Truppe reist auch oft nach Berlin, zum Beispiel um sich die neuen Räume von Google Deutschland anzuschauen oder um an Veranstaltungen des Digital-Kompass teilzunehmen. Diesmal in der gastgebenden Rolle nahmen sie ihre Besucherinnen ganz herzlich auf. Untereinander und zwischen den verschiedenen Gruppen, die sich im Gutshaus treffen, wird Austausch ganz großgeschrieben. So enstand im Englischkurs des Vereins ein Wörterbuch für die englischen Begriffe rund um Computer und Internet. Bei der Eröffnung wurde in Erinnerungen an gemeinsame Ausflüge geschwelgt, neue Pläne geschmiedet und zwischendurch gleich Probleme mit (meinem!) Smartphone gelöst.

Namensverwirrung

Ich habe mich besonders darüber gefreut, Sabrina Wolff aus Rostock persönlich kennenzulernen, und dass nicht nur aufgrund der Namensähnlichkeit, die selbstredend für Verwirrung sorgte.  Zum einen bildet sie mit ihren Kolleg*innen in ganz Mecklenburg-Vorpommern SilverSurfer aus, zum anderen war sie es, die bei meinem ersten desaströsen digitalen Stammtisch am anderen Ende der Leitung dabei war und zum Glück erneut großes Verständnis zeigte.

Nach einem Spaziergang durch die schmucke Warener Altstadt endetet der Tag und ich freue mich, wenn es bald wieder einen Anlass gibt, nach Mecklenburg-Vorpommern zu fahren.

 

Neu Schloen: Dienstreisen, wo andere Urlaub machen
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