Für lauschige Cafés und hippe Läden sind Britz und vor allem Buckow nicht bekannt. Freizeitorte heißen hier Britzer Garten oder Britzer Wiesen. Genau wegen dieser Unaufgeregtheit und wegen des vielen Grüns bin ich hergezogen. Nach eineinhalb Jahren in der Siedlung Ortolanweg habe ich außerdem diese neuen Lieblingsorte für mich entdeckt.
Markt an der Parchimer Allee
Pflichttermin am Freitag: der kleine Markt auf dem Mittelstreifen an der U-Bahn-Station Parchimer Allee. Nur ein paar Stände, mal mehr, mal weniger, aber, wie meine Nachbarin immer sagt: „Man bekommt alles, was man braucht.“ Gutes Sauerteigbrot und Mohn-Bienenstich verkauft das Café Obergfell, Kaffee gibt es gleich nebenan. An einem Stand prangt „Salate aus dem Mittelmeerraum“, dort werden Pasten, Oliven etc. verkauft. Das Bio-Gemüse von André ist hervorragend, (mir) aber entsprechend (zu) teuer. Ähnliches gilt für den Käsestand. Allerdings kann ich nur selten einem Kanten Bergkäse widerstehen. Die Sträuße und Topfpflanzen vom Blumenstand bringen Farbe auf den Markt. Alle zwei Wochen ist ein mexikanischer Imbiss da, ab und an gibt es Pelmeni oder koreanische Spezialitäten.
Café natürlich und schön
Was habe ich mich bei der Eröffnung des Cafés gegenüber des Klinikums Neukölln gefreut! Winzig klein, gemütlich und sehr liebevoll eingerichtet ist das „natürlich und schön“. Draußen flattert eine Wimpelkette. Einen besonders schönen Anblick bieten zur Mittagszeit die hiesigen Postbot*innen, wenn sie dort eine Pause einlegen und ihre Fahrräder vor den weiß gestrichenen Palettenmöbeln gelb leuchten. Die sympathischen Inhaber verkaufen außerdem Selbstgemachtes. Seit April 2018 hat das Café auch samstags geöffnet. Jippieh!
Vegansia (leider mitterweile geschlossen)
Das Vegansia ist ein vietnamesischer Imbiss mit rein veganem Angebot im Kaufland – Britz. Erfreulicherweise wohne ich in der eng begrenzten Lieferzone des Familienbetriebs. Ich habe allerdings immer wieder Sorge, dass sich der Imbiss wegen seines recht unspektakulären Standorts und seiner veganen Ausrichtung in Britz, das bei weitem nicht so veganisiert ist wie Nordneukölln, langfristig nicht halten kann. An Sonn- und Feiertagen hat der Laden leider geschlossen. Also, nehmt euch nach dem Einkaufen was mit oder bestellt mal was. Es lohnt! Mein Favorit: Banh Xeo, vietnamesischer Pfannkuchen.
Gärtnerei Plaza de Flores
An der Mohriner Allee reihen sich in unmittelbarer Umgebung des Britzer Gartens gleich mehrere empfehlenswerte Gärtnereien aneinander. Alle haben ihren eigenen Charme, alle sind einen Besuch wert. Mein Favorit ist ganz klar der Familienbetrieb Plaza de Flores, auch unter „Gartenbau Lemke“ bekannt. Wenn die Schlange nicht allzu lang ist, bekommt man beim Bezahlen Pflegetipps zu den eingekauften Pflanzen mit auf den Weg. Es gibt einen eigens ausgeschilderten Fahrradparkplatz, eine Pflanzeneinpackstation, wo viel Material bereitliegt, um die Pflanzen gut geschützt nach Hause zu transportieren, und einen Kater, der mal durch die Baumschule stromert und mal aus einem Karton heraus das Treiben an der Kasse beobachtet.
Schwimmbad Britz
Ein 50-Meter-Becken, in dem man beim Frühschwimmen entspannt seine Bahnen ziehen kann, das kenne ich seit meinem Wegzug aus der hessischen Kleinstadt nicht mehr! Die Schwimm-Gemeinschaft Neukölln e.V. macht es mit seinem Sportbad Britz möglich. Klar, wie überall muss man rüstigen Rentner*innen-Gruppen ausweichen und kommt auch besser den Sportschwimmer*innen nicht in die Quere, aber es ist bei weitem nicht so nervenaufreibend wie im Prinzenbad.
Stadtteilbibliothek Britz
Seit ich in Berlin lebe, bin ich großer Fan des VÖBB, des Verbunds der öffentlichen Bibliotheken Berlin. Lange Zeit waren meine Stammbüchereien die Amerika-Gedenkbibliothek, die Bibliothek in der Adalbertstraße und später die Helene-Nathan-Bibliothek. Jetzt gehe ich regelmäßig in die kleine, aber feine Stadtteilbibliothek Britz. Natürlich ist die Auswahl weitaus kleiner als in den größeren Mittelpunktbibliotheken, aber die Mitarbeiter*innen sind überaus freundlich und aufmerksam. Ich lausche gerne den Empfehlungen, die sie sich gegenseitig oder Ratsuchenden geben. Neulich kamen sie mir selbst zugute: Als ich mir ein paar Stilistik- und Grammatikbücher auslieh, fragte die Bibliothekarin interessiert nach, ob ich ehrenamtlich Deutsch unterrichte, und empfahl mir das entsprechende Bücherregal. Da ich mir das tatsächlich mehrfach überlegt (aber nicht in die Tat umgesetzt) hatte, fand ich ihre Vermutung ganz entzückend. Die Bücher allerdings waren für mich selbst gedacht, um an meinem eigenen Stil zu schleifen.
Für Alteingesessene aus Britz und Buckow mögen diese Empfehlungen von gestern sein, ich habe mich über ihre Entdeckung aber sehr gefreut! Wer hat weitere Tipps für Buckow und Britz?