These Boots Are Made for Walkin’
„Are you ready, boots? Start walkin’“ – Mit Nancy Sinatra startete vergangenen Samstag der nachbarschaftliche Karaokeabend im Ortolanweg. Rund 15 Nachbar*innen trauten sich in den gemütlichen Gemeinschaftsraum des Frauenwohnprojekts „Offensives Altern“, um gemeinsam zu singen und Spaß zu haben.
Griechischer Wein
Die drei mutigsten Singstars waren zugleich die drei ältesten Gäste des Abends. Sie nennen sich „Club 2“ und sind durch den Kaffeeklatsch im Concierge-Büro gesangsgeübt und textsicher. „In der Stunde können wir abschalten und in der Zeit alle Probleme vergessen“, schwämte einer der Sänger von dem wöchentlichen Angebot. Bereits am Freitag zuvor kicherte die selbsternannte Backgroundsängerin der drei voller Vorfreude auf meinen Anrufbeantworter und bat darum, „als reife Jugend aus der Seniorenwohnanlage“ gleich am Anfang mit dem Wunschsong „Griechischer Wein“ dranzukommen. Der Abend hat den dreien von „Club 2“ aber (hoffentlich) dann doch so viel Freude bereitet, dass alle bis zum Schluss geblieben sind.
Let it go
Besonders entzückend war der Auftritt der kleinen L., die ihren älteren Bruder davon überzeugen konnte, für sie und mit ihr „Let it go“ aus dem Disney-Film „Frozen“ zu singen. Wunschsong des dreijährigen J. war Queens‘ „We will rock you“. Das gesamte Publikum klatschte grölend mit und machte ohne Pause gleich mit „We are the champions“ weiter.
Me and Bobby McGee
Gegen Ende des Abends wünschte sich eine Mutter für ihren erwachsenen Sohn einen seiner Lieblingssongs, „Me and Bobby McGee“, und schickte ihm mit einem Videoschwenk per WhatsApp einen kurzen musikalischen Gruß. Ein schönes Beispiel dafür, wie Apps und Social Media die Generationen miteinander verbinden können, notierte sich die Digital-Kompass-Mitarbeiterin in mir im Geiste.
Let it be
Da sich kaum jemand allein vors Mikrofon traute, sangen wir fast den ganzen Abend über einfach alle zusammen. Die gesamte Playlist konnte ich vor lauter Spaß an der Sache nicht wie geplant mitschreiben. Zum Repertoire gehörten vor allem Klassiker wie „Country Roads“, „Yesterday“ oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Moderator Christian lief dabei durch das Publikum und hielt einzelnen Gästen das Smartphone, das als Mikrofon diente, vor die Nase, sodass wir durchaus ein paar Punkte bei der Karaoke-App Smule sammeln konnten. Die beste Gemeinschaftsleistung lieferten wir mit unserer 15-stimmigen Version von „Let it be“, aber auch mit Abbas „Mamma mia“ schlossen wir recht gut ab. Was nicht verwundert dürfe, schließlich begeisterte der Song schon beim Sommerkino auf der Dachterrasse die Nachbarschaft.
Freiheit
Den Abschlussakkord des Karaokeabends setzte Westernhagens „Freiheit“. Zuvor wurde noch eine neue Idee für die Nachbarschaft gesponnen: An einem der nächsten verregneten Sonntagnachmittage werden gemeinsam Konsolenspiele gezockt. Jippieh!
Wieso griechischer Wein? Ich warte immer erst auf Pater Illitisch. Denn der tritt vorher an. Sein Lied liegt in der Luft, wie es bald auch im Ohr liegt, nachdem es zu den Balkonen aufgestiegen ist: Du bist alles für mich, denn ich liebe nur dich, Michaela-aha. Und mit dir ganz allein, will ich nur glücklich sein, Michaela-aha … – Erst nach dem Pater kommt der Udo und der läßt das Blut fließen, denn griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde, komm, schenk mir ein, und wenn ich dann traurig werde …- Etwas delikat wird es, wenn Erotik dem Gehege dritter Zähne entflieht: Rote Lippen soll man küssen, denn zum Küssen sind sie da …- Ja, jeden Montag singen sie vom Küssen. Aber erst nach dem Sekt. Sehr amüsant, das Ganze. Und wenn das Repertoire steigern ließe, wäre es noch amüsanter.
Ja, einmal durfte ich das Montagssingen beim Paketabholen kurz miterleben: Schöne Stimmung!