5:54 pm – Mit der Zeit wird der Arbeitstag zum Alltag, so dass ich nicht sehr viel Neues zu berichten habe. Vielleicht werde ich in Zukunft eher das ein oder andere Thema anreissen, das mich zur Zeit beschaeftigt, als die einzelnen Tage hier zu beschreiben. Aber fuer heute ein paar Saetze darueber, wie ein normaler Arbeitstag einer FTV aussieht:
Wenn ich nicht in “in charge of the doors” bin, stehe ich gegen halb neun auf. Zu Beginn war ich um diese Uhrzeit noch sehr ausgeschlafen, aber da ich hier abends viel laenger wach bleibe als in Berlin, bin ich in letzter Zeit morgens noch halb in Trance. Gegen neun treffen wir uns alle, das heisst die Fulltime-Volunteers, die Koordinatorin Niamh (sprich: Nieve) und Greta vom Shop, unten in der Kueche und fruestuecken zusammen. Meistens erzaehlt Niamh irgendwelche lustigen Geschichten, regt sich ueber die Franzosen von den Petits fréres auf (der Verein stammt urspruenglich aus Frankreich, demenstprechend haben die Franzosen die groesste Entscheidungsmacht und das meiste Geld zur Verfuegung, nicht immer aber die praktikabelsten Ideen) oder diskutiert mit Greta ueber die irische Politik.
Da das Buero immer mit mindestens einer FTV besetzt sein muss, ist der weitere Tag in der Regel geteilt in einen Vor- oder Nachmittag Office bzw. Visit. Ich bevorzuge visits on the afternoon, da ich dann gleich im Anschluss einkaufen kann und ich nicht an weitere Termine gebunden bin, aber das ist natuerlich nicht immer moeglich. Lunchtime ist zwischen eins und zwei und wenn man nicht gerade einen ganzen Tag frei fuer Besuche hat (alle drei Wochen freitags) und ausser Haus bleibt, schnippselt man sich in der Kueche seinen Salat zurecht, nutzt den Sandwichmaker, Ofen oder Mikrowelle. Am einfachsten ist es am Freitag, wenn noch Reste der Family Night vorhanden sind.
Hat man Buerodienst, bedeutet dies, Telefonate entgegen nehmen, Dinge am Computer erledigen, updating files, Elderly anrufen etc. Visit heisst (zumindest wenn man noch recht neu ist), man versucht zu allererst mit Hilfe von Busfahrplan und (veraltetem) Stadtplan die richtige Busnummer zu finden und den entsprechenden Fahrplan und Kartenausschnitt kopieren. Sitzt man dann im Bus muss man am besten die gesamte Strecke auf dem Stadtplan verfolgen, um wenigstens halbwegs in der Naehe des Ziels auszusteigen. Zwar sind die Busfahrer und Passagiere in der Regel sehr hilfsbereit, aber manchmal habe ich keine Lust, durch eine eine kleine Frage an eine einzelne Person die gesamten Fahrgaeste in eine Diskussion darueber zu stuerzen, wo ich (the german girl) am besten aussteigen koennte, so dass ich schon mehrfach zu weit gefahren bin.
Die Elderly zeigten sich bisher sehr verstaendnisvoll, wenn ich zu spaet bei ihnen ankommen bin. Sie kennen diese Probleme bereits von meinen Vorgaengerinnen und wahrscheinlich auch von sich selbst. Bisher waren die Besuche sehr nett, Sheila hat mir z. B. gezeigt, wie man sehr huebsche Papierblumen bastelt, und Tom hat mit ein paar weitere Sprichworte beigebracht (cut your clothes according your measure, don’t get your knickers twisted).
current mood: okay