Laut meiner Fußmatte und den Freund*innen, die sie mir geschenkt haben, bin ich eine Crazy Cat Lady. Das würden viele Menschen bestätigen, auch Kolleginnen und Kollegen, die ich durchs Homeoffice meist nur über Videokonferenzen sehe: Vor allem Taminza schleicht sich oft ins Bild oder zerschreddert aus dem Off lautstark Kartons. Diko bleibt im Hintergrund, aber auch sie ist einigen Kolleg*innen bestens bekannt: Sie heißt Diko wie Digital-Kompass, also wie das Projekt, für das ich zwei Jahre lang gerne gearbeitet habe. SEHR gerne.
Ausgleich Hund
Seit mehreren Monaten wächst nun auch der Wunsch nach einem Hund. Das schon erwähnte Homeoffice macht es möglich. Und zwar nicht das Corona-Homeoffice, das zunächst zu leeren, mittlerweile zu vollen Tierheimen geführt hat, sondern längerfristiges Homeoffice. Meine Arbeitgeberin ist erfreulich kulant und ich darf trotz Geschäftsstelle in Bonn in Berlin wohnen bleiben – natürlich mit regelmäßigen Besuchen in Bonn. Dort bin ich zwischen Rhein und Siebengebirge und bei einem tollen Team durchaus gerne zu Gast, so richtig zuhause bin ich aber nur in meiner Nachbarschaft in Neukölln, die hier im Blog schon oft besprochen wurde. Das Homeoffice macht es aber nicht nur möglich, sondern auch nötig, Gründe für regelmäßige Pausen, Spaziergänge und mehr Ausgleich zur Schreibtischarbeit zu finden. Auch wenn ich die Vorteile des Homeoffice zu schätzen weiß, so ganz einfach ist die Live-Work-Balance ohne Büro für mich nicht – gerade, weil der Job viel Spaß macht und das Grenzensetzen dadurch schwer fällt.
Ein Cockerspaniel soll es sein
Nun denn, ein Hund soll her, am allerliebsten ein (englischer) Cockerspaniel. Die Hunderasse also, die mein Onkel früher gezüchtet hat. Der erste Familienhund Andro (oben im Bild) war aus seiner Zucht und laut Familiensaga irgendwann in den 80ern der schönste Cockerspaniel Ungarns. Zumindest dachte ich das bis gestern. Meine Cousinen korrigierten mich in der Cousinen-WhatsApp-Gruppe und sie müssen es als Töchter des Hundezüchters ja wissen. Andro war sogar „Weltsieger“ bei einer Hundeausstellung, die eben in Ungarn stattgefunden hatte. In meiner Kindheit war ich oft, sehr oft sogar, bei besagten Cousinen zu Besuch und durfte so manches Mal im Hundehäuschen fiepende Welpen bewundern. Ich erinnere mich an eine Infrarotlampe, an die rechteckigen Hundefutterbrocken, an viel Zeitungspapier, an Hundegräber im Garten, an einen Unfall mit einem Wasserkocher (kein Hund kam zu Schaden, aber eine der Cousinen), an meinen Bruder, der dem Onkel aushalf, und an den ein oder anderen Lachkrampf, wenn es um das Thema Deckakte ging.
Seit Kurzem darf ich ein wenig das Aufwachsen des Cockerspanielwelpens meiner Großcousine und natürlich Enkelin des ehemaligen Cockerspanielzüchters über Fotos und Videos verfolgen und war beim ersten Bild direkt schockverliebt in den schlappohrigen Oodie mit seinen großen treuen Hundeaugen.
Oder doch ein Hund aus dem Tierschutz?
Auch wenn die Entscheidung steht, überkommt mich angesichts der vollen Tierheime immer wieder ein schlechtes Gewissen. Katzen würde ich ausschließlich aus dem Tierschutz zu mir nehmen, mittlerweile auch schwierigere Fälle. Bei einem Hund sieht das anders aus. Ich sichte zwar noch regelmäßig die Websites von Berliner und Brandenburger Tierheimen. Die Hunde, die dort vorgestellt werden, würden mich aber durchweg an meine Grenzen bringen bzw. gar nicht in meine Obhut gegeben werden. Häufig sind ausdrücklich umfangreiche Hundeerfahrungen gefragt, nur wenige Hunde vertragen sich laut der Beschreibungen mit Katzen. Einen Hund extra aus dem Ausland nach Berlin bringen zu lassen, um dann eventuell festzustellen zu müssen, dass mein Leben und die Lebenserfahrungen des Hundes so gar nicht zusammenpassen, kommt für mich nicht in Frage.
Hundeanfängerin mit Grundkenntnissen
Ich verbringe in den letzten Monaten also viel Zeit damit, Hundezüchter*innen zu recherchieren, mich auf Wartelisten setzen zu lassen, Welpenratgeber zu lesen, Hundegruppen beizutreten, Hundeschulen ausfindig zu machen und Unmengen Hundeerziehungsvideos zu schauen. Schließlich möchte ich dem Hund ein hundegerechtes Heim bieten, Hund und Katzen gut miteinander vergesellschaften, den Hund vorsichtig ans Bahnfahren nach Bonn gewöhnen, vielleicht, wenn der Hund den passenden Charakter hat, ein Hundeehrenamt zum Beispiel als Lesehund in Erwägung ziehen und so weiter und so fort.
In meinem Leben gab es bisher zwei Familienhunde, Cockerspaniel Andro während meiner Kindheit und Mischlingshündin Luna während meiner Jugend. Dann waren allerdings erstmal Freiwilligendienste, Studium, Jobsuche und viel Projektarbeit angesagt. Lange waren Hunde für mich also vor allem die Hunde anderer Menschen. Hunde von Cousinen (Labradore Smilla und Cooper, Cockerspaniel Soja), von Freund*innen (Französische Bulldogge Frankie), von Kolleginnen (Berner Sennenhund und bester Bürohund Knox, Cockerspaniel Cocki, leider nie kennengelernt), von älteren Menschen, die ich im Pflegedienst betreute (Zwergpudel Elfie) und von Nachbar*innen (aktuell Corgi Benji, Berner Sennenhündin Nala, Boxer Lola, Mischlinge Mila und Pauli und ein weißer Hund, irgendetwas zwischen Malteser und West Highland Terrier, Name unbekannt). Zweimal war ich bei einer Welpenstunde dabei und zumindest einmal durfte ich Frankie hüten. Das war öfter geplant, aber dann hatte ich plötzlich wieder einen Vollzeitjob – damals ohne Homeoffice. Insgesamt schätze ich mich also als Hundeanfängerin mit guten Grundkenntnissen ein.
Im Sommer geht’s los!
Wenn alles nach Plan läuft, kommt im nächsten Sommer ein Cockerspanielwelpe zu mir. Ich freue mich schon sehr auf einen kleinen Racker, der mir in die Wohnung pieselt, wenn ich nicht rechtzeitig und ausgiebig Pausen mache, und auch sonst meinen Alltag ordentlich durcheinanderwirbelt. Vielen Dank an alle Freund*innen, Nachbarinnen und Kolleginnen, die schon jetzt ihre Unterstützung zugesagt haben!