3:53 am – Das Projekt Wohnungsrenovierung hat eine neue Stufe erreicht. Der Anstrich des Badezimmers ist fertig. Geplant war ein fliessender Uebergang der gruenen Kacheln in hellgruene farblich auf die Kacheln abgestimmte Waende. Das Ergebnis gleicht allerdings eher den Duschraeumen eines Schwimmbads, nichtsdestotrotz sieht es nun frischer und nicht mehr ganz so verranzt aus.
Heute endet endlich mein Wochendienst “Doors” der beinhaltet, dass man morgens frueher aufstehen muss, um alle Tueren zu oeffnen, Alarmanlagen auszuschalten und den Shop fuer die shop volunteers vorzubereiten.
Gegen Abend hat Keith Julie und mich (Nicole verbringt ihre Wochenenden jetzt meist bei ihrem Freund) abgeholt und ist mit uns ein Stueck am Bay of Dublin bis Dún Laoghaire (pronounced “dunleary”) gefahren, ein kleiner Hafenort in der Naehe von Dublin, von dem Faehren nach Grossbritannien ablegen. Der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel der Dubliner und zu dem sonntaeglichen Spaziergang ueber den/das (?) Pier gehoert ein Eis von Teddy’s, vor dem sich zu jeder Tageszeit eine ganze Menge Kunden draengelt. Das Eis ist eine Art Softeis, bestellt man den 99er, wird noch ein Roellchen Schokolade ins Eis gesteckt.
In irischen Familien haben sich die verschiedensten Techniken entwickelt, einen 99er zu verzehren, die angeblich tief in die jeweilige Persoenlichkeit blicken lassen. So kann man die Schokolade zuerst oder zum Schluss essen, gewitztere lassen die Schokolade tief ins Eis versinken und lassen sich ueberraschen, wann sie auf die Schokolade beissen, andere stecken die Schokolade bis ganz unten in die Waffel hinein und beissen anschliessend die Waffel samt Schokolade ab. Lernt ein Dubliner eine Frau kennen, kann es eine ganze Weile dauern, bis er sie zum ersten Mal zu einem Teddy’s einlaedt, da diese Tradition eng an die Familie gebunden ist.
Vom Pier aus hat man einen schoenen Blick auf die Kueste. Richtung Sueden sieht man unter anderem den James Joyce Tower (“stately, plump Buck Mulligan”, JJ), in dem Joyce eine Zeit lang gewohnt hat und der in den ersten Seiten von Ulysses (den wenigen, die ich gelesen habe) erwaehnt wird. Ausserdem kann man den Forty Foot Pool erahnen, einen Strand, der lange Zeit fuer nacktbadende Maenner reserviert war. Mittlerweile duerfen auch Frauen dort baden und alle muessen bekleidet sein. Schaut man nach Norden sieht man Dubliner Industriebauten und weiter in der Ferne den Kuestenort Howth.
Auf dem Rueckweg schlenderten wir an zwei Schaufenstern zum Thema Hochzeit vorbei (Schuhe, Torten), was die beiden anderen natuerlich sehr interessierte und die Frage zur Folge hatte, wann ich denn heiraten werde. [2023: immer noch rolling eyes]. Nach einem spaetabendlichen Imbiss in der Bolton Street (ich zeigte mich grosszuegig und bot neben den nicht weniger werdenden Resten des Zwiebelkuchens Kostproben meines mir SEHR wertvollen deutschen Vollkornbrots – “german are good in breadbaking” – an) haben wir uns ein U2-Tribute-Konzert angehoert. Das Konzert fand im Olympia statt. Stellt Euch eine Mischung aus Berliner Ensemble und Columbiahalle vor, so in etwa sieht es dort aus.
Der Abend endete mit einem kleinen Spaziergang durch das Ausgehviertel Temple Bar. Es war eine milde Dubliner Nacht und die kleinen Kopfsteinpflasterstrassen voller junger – zum groessten Teil extrem betrunkener – junger Menschen. Man muss ohne zu uebertreiben um diese Uhrzeit genau darauf achten, wohin man tritt… Irgendjemand kam auf das Thema High fidelity und Top5 –Listen, die wir dann auch aufstellten. Nun, eigentlich stellten die beiden Verlobten nur die Kategorie “Fuer wen wuerde ich meine Hochzeit sausen lassen” auf oder auch schlicht “attraktive Schauspieler”. EwanMcGregor, der anderen Darsteller in Big Fish und Orlando Bloom (aber lieber Pirat statt Elbenblondie) waren recht hoch im Rennen, bei den irischen und amerikanischen Maennern ist Beyonce auf Platz eins.
current mood: awake