Schaufenster des Vereins Blickwinkel

Zehn Jahre Bildungsarbeit in Neukölln

Auf zehn Jahre kann der kleine, aber feine Blickwinkel e.V. zurückblicken:

  • zehn Jahre Hausaufgabenhilfe für Kinder und Jugendliche rund um die Sonnenallee,
  • zehn Jahre Beratung, wie es nach der Schule weitergehen kann,
  • zehn Jahre Projektideen verwirklichen — von der Fotoausstellung bis zu politischen Diskussionsrunden,
  • zehn Jahre Ferienprogramm,
  • zehn Jahre Feste feiern,
  • zehn Jahre lang Freiwillige gewinnen, die sich genauso wandeln wie der Kiez (Nordneukölln!),
  • aber auch zehn Jahre lang finanzielle Engpässe überstehen.

Eine kleine Finanzspritze gibt es zum Glück am Montag Nachmittag: Blickwinkel erhält 3.000 Euro aus dem Penny-Förderkorb.

Wenn Freunde Vereine gründen

Gegründet hat den Verein Susanne, gute Freundin seit der Oberstufe. Es war also selbstverständlich für mich, sie bei ihrem Projekt „Blickwinkel“ zu unterstützen. Mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement für Kinder und Jugendliche hat sie nicht nur mich, sondern viele andere Menschen aus ihrem Umfeld überzeugt, sich für ihren Verein einzusetzen. Es gab zum Beispiel gemeinsame Ausflüge mit den Falken („Freundschaft!“), bei denen sie ebenfalls engagiert war, und Freiwillige, die sich sowohl bei ihrem Arbeitsplatz in Wedding als auch bei Blickwinkel in Neukölln engagieren. Aus Freundschaft entspringt schnell einmal ein Ehrenamt, mit dem man nicht gerechnet hat.

Bei Blickwinkel entstehen Zukunftspläne

Keine Frage, die Arbeit von Blickwinkel finde ich wichtig und gut. Ich bin überrascht, wenn der kleine Junge, dem ich bei meinem einzigen Einsatz als Nachhilfelehrerin beim Deutschaufsatz geholfen habe, mittlerweile fürs Abitur büffelt. Ich freue mich, wenn eine Schülerin, mit der ich im Ferienprogramm Regenbogen-Muffins gebacken habe, nun den konkreten Berufswunsch Polizistin vor Augen hat. Ich bin begeistert, wenn eine junge Frau, die erst vor wenigen Jahren mit ihrer Familie aus Ägypten nach Berlin gezogen ist, klug und quicklebendig davon berichtet, dass sie Blickwinkel als Ehrenamtliche noch etwas zurückgeben möchte, bevor sie zielstrebig ihren Weg zur Chirurgin einschlägt.

Statt Nachhilfe

Nachhilfe ist dennoch meine Sache nicht. Ich war nie eine der Freiwilligen, die regelmäßig im Laden Vokabeln abfragen, Diktate üben oder Mathe-Aufgaben erklären und damit vielen Schüler_innen zu besseren Schulabschlüssen verhelfen. Aber ich habe hier und da mit den Kindern gebacken und gekocht, Feste vorbereitet und Zettel verteilt, wenn neue Ehrenamtliche gesucht wurden. Ich habe die Website des Vereins neu aufgesetzt und eine Zeit lang war ich sogar Vorstandsmitglied.

Engagement oder Freundschaftsdienst?

Trotz aller Wertschätzung für Blickwinkel bin ich dieses Jahr aus zwei Gründen aus dem Verein ausgetreten.

  1. Als stimmberechtigtes Mitglied kann und muss ich über die Zukunft des Vereins mitbestimmen. Aus meinem Blickwinkel heraus sollte dieses Vorrecht den Aktiven zustehen, die den Vereinsalltag kennen und ausmachen. Ich hingegen war in letzter Zeit nur ab und an ein Zaungast, daher reicht es mir, auf der Freiwilligenliste zu stehen.
  2. Mein Immer-mal-wieder-Engagement hat sich in erster Linie aus freundschaftlicher Verbundenheit entwickelt. Nach zehn Jahren hat sich nun aber die Vereinsgründerin, also meine Schulfreundin, schweren Herzens entschlossen, ihre Vorstandsfunktion abzugeben und nur noch Nachhilfe anzubieten, statt Blickwinkel als Organisation voranzutreiben. Für den Verein ist das ein herber Verlust; für mich als Vereinsmitglied fiel dadurch der zentrale Bezug zum Verein weg. Aus freundschaftlicher Sicht halte ich es aber für eine gute Entscheidung, nach zehn Jahren eine von vielen Verantwortlichkeiten in der Jugend(migrations)arbeit abzugeben. Frischer Wind hat außerdem noch keinem geschadet und der neue Vorstand macht seine Sache gut.

Der Austritt als Mitglied heißt nicht, dass ich mich dort nicht mehr engagieren möchte. Vielmehr kann ich mir ohne Vereinsmitgliedschaft plötzlich sogar wieder mehr Engagement bei Blickwinkel vorstellen! Als erstes habe ich Formelbücher und Lesefibeln organisiert, die der Verein gerade gut brauchen kann, und morgen assistiere ich als Folienweiterklickerin.

 

Auf nach Potsdam zur Preisverleihung!

Ich freue mich riesig, dass Blickwinkel am Montag eine wohlverdiente Anerkennung erhält und bin gespannt auf die Scheck-Übergabe in Potsdam, wo Susanne mit ihrem Auftritt als Vereinsgründerin und mit dem Vorstandsteam bestimmt wieder viele Sympathien für den Neuköllner Verein gewinnen wird.

Meinen Beitrag über die Preisverleihung findet ihr auf der Blickwinkel-Website:

Wir waren bei der Preisverleihung des PENNY Förderkorbs in Potsdam

Ich hoffe, dass sich in Zukunft neben neuen Finanzquellen auch immer wieder genügend Freiwillige finden, die die Sonnenallee 64 mit ihrem Engagement beleben. Ab und an bin ich sicher eine davon.

Auf die Freundschaft!

 

Fundstücke

Wenn aus Freundschaft Ehrenamt entsteht: Blickwinkel e.V.
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